BLICK NACH VORN

Sechs Künstler:innen aus fünf Ländern – Vernissage im Parktheater Iserlohn am 15.01.2023 um 11 Uhr.

Begrüßung: Niels Gamm
Einführung: Werner Ewest

Im Herbst 2021 entstand die Idee zu dieser Ausstellung. Corona beherrschte das Land, der Kulturbetrieb war weitgehend lahmgelegt. Niemand wusste, wie es weiter gehen würde und welche Einschränkungen noch kommen werden. Und der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise waren noch nicht einmal zu erahnen.

Der „Blick nach vorn“ ist bei den 6 Künstler:innen höchst unterschiedlich und äußerst differenziert. Er zeigt uns unsere eigenen Möglichkeiten auf von kontemplativer Versenkung über die Flucht in visionäre Bildwelten, vom Aufbau und Rückzug in ganz eigene Welten über die Erkenntnis, daß alles was wir in Richtung Zukunft sehen ein Resultat unserer eigenen Sozialisation ist, über apokalyptische Visionen einer Welt ohne Menschen und im Gegensatz dazu den Optimismus praller Lebensfreude. Aus jeder dieser künstlerischen Positionen können wir Grundsätze herleiten, die auch für jeden von uns in der eine oder anderen Ausprägung gelten können.

So unterschiedlich der Blick der verschiedenen Künstler nach vorn auch ist, fast alle Werke sind von großer Intensität und viele sind geradezu farbgewaltig. In den Räumen des Parktheaters schaffen die fast 60 Werke eine spannungsvolle Atmosphäre und laden zu einem ausgedehnten Kunstrundgang vor den Aufführungen und in den Pausen ein.

Die Galerie Bengelsträter, die seit fast 30 Jahren Ausstellungen im Parktheater durchführt, hat diese Ausstellung speziell für die Räume kuratiert und zeigt dabei auch 4 Künstler, die bislang in Iserlohn noch nicht zu sehen waren.

Zu den einzelnen Künstler:innen:

Katarzyna Cudnik,

Geboren 1971 in Gdingen, Polen. Kunststudium zunächst in Danzig, Polen, danach an der Kunstakademie Düsseldorf, zunächst bei Graubner und dann bei Anzinger, dessen Meisterschülerin sie ist. Lebt und arbeitet in Düsseldorf. Die Graubner-Schülerin erkundet die Neuinterpretation von Landschaft durch Licht und Farbe und erschafft damit die eigene Bildrealität als eine Art Zeitlosigkeit und Universum. Sie selbst sagt, „Mein künstlerisches Bestreben ist die Farbe auf einer Fläche auszubreiten und diese Fläche im Raum zu platzieren“ . Ihr Blick nach vorn ist kontemplativ und zeitlos, sie hat das Thema gefunden in dem Sie zu außergewöhnlicher handwerklicher Meisterschaft gefunden hat, den Umgang mit der Farbe.

Isa Dahl,

Geboren 1965 in Ravensburg. Kunststudium zunächst in Stuttgart bei Peter Grau und Erich Mansen, danach an der Kunstakademie Düsseldorf bei Peter Krieg, dessen Meisterschülerin sie ist. Sie lebt und arbeitet in der Region Stuttgart. Sie bringt die Leinwand zum Pulsieren, ihre Bilder sind Bewegung pur, sie läßt uns spekulieren über die Materialität und Textur ihrer Werke und im Endeffekt entführt sie uns in schaurig schöne Welten voller Kraft und Farbintensität, abgründig und geheimnisvoll. Ihr Blick nach vorn ist der, daß alles fließt, wächst und weiter wuchert, voran drängt, mutiert und sich wandelt. Auf ihren Bildern tauchen wir ein in diesen ewigen Strom, der keinen Halt bietet, kein Verharren, der niemals stoppt. Es gibt kein Jetzt, sondern nur den Übergang vom Vergangenen ins Zukünftige.

Jenny Day,

Geboren 1981 in den USA. Kunststudium an den Universitäten von Fairbanks, Alaska und Tucson, Arizona. Daneben absolvierte sie Umweltstudien in Santa Cruz, Kalifornien. Auf Basis intensivster Naturerfahrungen an ihren verschiedenen Wohnorten und durch Wahrnehmungen im Grenzbereich zwischen Hell und Dunkel entwickelt sie collagenartige Visionen zwischen Schein und Sein. Sie zeigt apokalyptisch-surreale Welten, in denen die Tiere ihren Weg durch die vom Menschen verursachte Transformation finden und die Menschen selbst höchstens durch ihre Relikte vertreten sind aber ansonsten keine Rolle spielen. Ihr Blick nach vorn zeigt, daß die Tiere vor uns auf der Erde waren und vermutlich auch nach uns. Ihre Botschaft ist hochpolitisch, denn sie sagt nicht mehr oder weniger als daß uns, die Menschen, als die einzig intelligente Spezies, dieser Planet nicht wirklich braucht.

Fleur Deakin,

Geboren 1970 in Großbritannien und hat dort Visual and Performing Arts studiert. Lebt und arbeitet seit etwa 3 Jahren in Iserlohn. Sie betreibt wie kaum eine andere Künstlerin einen enormen Aufwand in der Auswahl und Kombination unterschiedlichster Materialien. Was später wie ein Bild erscheint ist in Wirklichkeit eine Kollektion von Elementen mit von ihr sorgfältig ausgesuchten Eigenschaften bezüglich Oberfläche und Haptik. Mit einzigartigen Verfahren von ihr entwickelter Collage- und Lacktechniken entstehen hyperbolische Interpretationen die als zentrales Element floral erscheinende Elemente enthalten, nach Blumenbildern aussehen, die sie in Wirklichkeit gar nicht sind. Ihr Blick nach vorn ist die Gewissheit, daß der Weg das Ziel ist und dieser Weg immer weiter geht, kein Ende findet. Sie hat für sich einen ganz eigenen und einzigartigen Weg gefunden und diese Einzigartigkeit Ihres Weges ist Anspruch und Legitimation ihn immer weiter zu gehen.

Florian Fausch,

Geboren 1981 in Zürich, Schweiz. Studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Anzinger, dessen Meisterschüler er ist. Lebt und arbeitet in DüsseldorfEr selbst sagt: „Das Sichtbare, Räume. Strukturen, das Urbane, das Digitale, kurzum alles, was uns im Alltag umgibt und uns begleitet in abstrakte Malerei abzubilden. Ich füge neue Bildmotive zusammen, splitte sie in Ihre Einzelteile auseinander und verwebe sie erneut miteinander. Nicht ein einzelner Eindruck schwebt mir vor, sondern eine Überlagerung und Verschmelzung unterschiedlicher Betrachtungen von teils unvereinbar Erscheinendem zu einem neuen Ganzen.“ seine farbgewaltigen Abstraktionen auf Basis architektonischer Grundelemente verführen den Betrachter sogartig in die selbstinterpretierende Rekonstruktion, der man sich kaum entziehen kann. Sein Blick nach vorn zeigt uns auf, wie individuell und unterschiedlich wir in die Interpretation von Bildern einsteigen, zu welch unterschiedlichen Ergebnissen wir kommen. Sie nimmt uns die Illusion daß wir in unseren Gedanken frei sind und zeigt und vielmehr wie sehr wir in unserer eigenen Geschichte verhaftet sind und diese in die Zukunft projizieren.

Stephan Geisler,

Geboren 1968, hat hat Graphik Design und Illustration studiert. Er lebt und arbeitet in Bochum und lehrt neben seiner künstlerischen Arbeit an diversen Institutionen Kunst.Sein Werk ist untrennbar mit ihm als Person und seiner grundsätzlich positiven Lebensauffassung zu sehen. Er versteht es, mit wenigen Strichen Atmosphäre zu erzeugen, den Charakter und das Wesentliche von Personen herauszuarbeiten, selbst Tiere wie in seinen Serien mit Kühen werden zu höchst eigenständigen Wesen. Das alles verkörpert die pure Lebensfreude und Lebenslust, farbgewaltig, laut, ikonographisch und manchmal an der Grenze zur Pop-Art. Sein Blick nach vorn ist ein durchweg positiver. Er zeigt uns wie positiv, intensiv und aufregend und emotional unser Leben sein kann, wenn wir mit der richtigen Grundeinstellung an die Themen herangehen.

Abbildung: Ausschnitte aller Künstler:innen

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